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November 2023
Psychologie: Mit Kontakt gegen Rassismus
Für seine herausragenden Leistungen im Bereich der Migrationsforschung und Gewaltprävention erhielt der Sozialpsychologe Ulrich Wagner den Deutschen Psychologie Preis 2023. Prof. Ulrich Wagner hat mit seinen Arbeiten zur Migrationsforschung und Gewaltprävention gezeigt, dass man Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit Integrationsangeboten und interkultureller Kompetenz begegnen kann“, sagte Thordis Bethlehem, Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), in ihrer Laudatio. „Mit seinem jahrzehntelangen Wirken versuchte Wagner Gruppenverhalten und das Entstehen von gesellschaftlichen Konflikten zu verstehen. Er hat die Sozialpsychologie auf nationaler und internationaler Ebene vorangetrieben – mit einer beeindruckenden Themenvielfalt“, lobte auch Dr. Meltem Avci-Werning, ehemalige Präsidentin des BDP.
Dafür erhielt Ulrich Wagner am 26. Oktober in Berlin den Deutschen Psychologie Preis 2023. Mit der Auszeichnung wird seine Arbeit als Sozialpsychologe und Wissenschaftlicher Leiter des Wissenschafts-Praxis-Projekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ gewürdigt. Die den Preis auslobenden Organisationen sind der BDP, die Bundespsychotherapeutenkammer, die Deutsche Gesellschaft für Psychologie und das Leibniz-Institut für Psychologie. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.
Wagner¸ emeritierter Professor für Sozialpsychologie an der Philipps-Universität Marburg, forscht seit vielen Jahrzehnten zu den Themen Migration und Integration, hieß es in der Laudatio. In vielen Studien habe er sich mit der Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Geflüchteten befasst und habe dazu beitragen können, dass Kontakt zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturkreise heute als Mittel zur Reduktion von Vorurteilen, Diskriminierung und Gewalt in Präventionsprogrammen eingesetzt wird. Neben der nationalen ist er auf internationaler Ebene aktiv.
Gehör für die Kontakttheorie
„Dieser Preis ist eine besondere Auszeichnung, auch für die Forschungsgruppe in Marburg. Mit unseren Studien und öffentlichen Diskussionen konnten wir dazu beigetragen, dass die Kontakttheorie in der Öffentlichkeit und Politik als wirksamer psychologischer Mechanismus zur Verbesserung von Intergruppenbeziehungen berücksichtigt wird“, sagte Wagner bei der Preisverleihung. Denn Kontakt zwischen verschiedenen kulturellen Gruppen trage zur Reduktion von Vorurteilen bei, vorausgesetzt Mitglieder verschiedener Gruppen haben den gleichen Status und der Kontakt untereinander habe gesellschaftlichen Rückhalt beziehungsweise werde von Autoritäten unterstützt.
Darüber hinaus besage die Kontakttheorie, dass je höher der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in einer Gruppe beziehungsweise in einem Bezirk ist, desto geringer die Vorurteile, erläuterte der Preisträger. Ebenso: Je höher der Anteil von Migranten in einem Bezirk, desto weniger fremdenfeindliche Gewalttaten geschehen. Dies gelte genauso beispielsweise für Menschen mit anderer sexueller Orientierung, Menschen mit Behinderungen oder psychisch Kranken. Das Ausmaß an Ablehnung könne des Weiteren reduziert werden durch das Wissen, dass andere Mitglieder der eigenen Gruppe Kontakt mit „den Fremden“ haben. Die kooperative heterogene Zusammensetzung von Gruppen helfe auch, Vorurteile zu reduzieren. Ganz praktisch gelte das zum Beispiel für Schulklassen. Entscheidend sei immer, unterrepräsentierte Gruppen zu beteiligen, so Wagner.
„Wichtig ist, dass die Theorie dann auch in die Praxis umgesetzt wird“, sagte Wagner. Die Psychologie verfüge, neben der Kontakttheorie, über eine Reihe gut überprüfter Modelle, die Prävention und Intervention effektiver machen können. „Wir könnten viel zur Lösung der aktuellen Konflikte beitragen, wenn wir von der Politik gehört würden“, betonte der Sozialpsychologe.
Quelle: www.aerzteblatt.de
Psychologie: Mit Kontakt gegen Rassismus
Für seine herausragenden Leistungen im Bereich der Migrationsforschung und Gewaltprävention erhielt der Sozialpsychologe Ulrich Wagner den Deutschen Psychologie Preis 2023. Prof. Ulrich Wagner hat mit seinen Arbeiten zur Migrationsforschung und Gewaltprävention gezeigt, dass man Rassismus und Fremdenfeindlichkeit mit Integrationsangeboten und interkultureller Kompetenz begegnen kann“, sagte Thordis Bethlehem, Präsidentin des Berufsverbands Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP), in ihrer Laudatio. „Mit seinem jahrzehntelangen Wirken versuchte Wagner Gruppenverhalten und das Entstehen von gesellschaftlichen Konflikten zu verstehen. Er hat die Sozialpsychologie auf nationaler und internationaler Ebene vorangetrieben – mit einer beeindruckenden Themenvielfalt“, lobte auch Dr. Meltem Avci-Werning, ehemalige Präsidentin des BDP.
Dafür erhielt Ulrich Wagner am 26. Oktober in Berlin den Deutschen Psychologie Preis 2023. Mit der Auszeichnung wird seine Arbeit als Sozialpsychologe und Wissenschaftlicher Leiter des Wissenschafts-Praxis-Projekts „Einsicht – Marburg gegen Gewalt“ gewürdigt. Die den Preis auslobenden Organisationen sind der BDP, die Bundespsychotherapeutenkammer, die Deutsche Gesellschaft für Psychologie und das Leibniz-Institut für Psychologie. Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben.
Wagner¸ emeritierter Professor für Sozialpsychologie an der Philipps-Universität Marburg, forscht seit vielen Jahrzehnten zu den Themen Migration und Integration, hieß es in der Laudatio. In vielen Studien habe er sich mit der Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber Geflüchteten befasst und habe dazu beitragen können, dass Kontakt zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturkreise heute als Mittel zur Reduktion von Vorurteilen, Diskriminierung und Gewalt in Präventionsprogrammen eingesetzt wird. Neben der nationalen ist er auf internationaler Ebene aktiv.
Gehör für die Kontakttheorie
„Dieser Preis ist eine besondere Auszeichnung, auch für die Forschungsgruppe in Marburg. Mit unseren Studien und öffentlichen Diskussionen konnten wir dazu beigetragen, dass die Kontakttheorie in der Öffentlichkeit und Politik als wirksamer psychologischer Mechanismus zur Verbesserung von Intergruppenbeziehungen berücksichtigt wird“, sagte Wagner bei der Preisverleihung. Denn Kontakt zwischen verschiedenen kulturellen Gruppen trage zur Reduktion von Vorurteilen bei, vorausgesetzt Mitglieder verschiedener Gruppen haben den gleichen Status und der Kontakt untereinander habe gesellschaftlichen Rückhalt beziehungsweise werde von Autoritäten unterstützt.
Darüber hinaus besage die Kontakttheorie, dass je höher der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in einer Gruppe beziehungsweise in einem Bezirk ist, desto geringer die Vorurteile, erläuterte der Preisträger. Ebenso: Je höher der Anteil von Migranten in einem Bezirk, desto weniger fremdenfeindliche Gewalttaten geschehen. Dies gelte genauso beispielsweise für Menschen mit anderer sexueller Orientierung, Menschen mit Behinderungen oder psychisch Kranken. Das Ausmaß an Ablehnung könne des Weiteren reduziert werden durch das Wissen, dass andere Mitglieder der eigenen Gruppe Kontakt mit „den Fremden“ haben. Die kooperative heterogene Zusammensetzung von Gruppen helfe auch, Vorurteile zu reduzieren. Ganz praktisch gelte das zum Beispiel für Schulklassen. Entscheidend sei immer, unterrepräsentierte Gruppen zu beteiligen, so Wagner.
„Wichtig ist, dass die Theorie dann auch in die Praxis umgesetzt wird“, sagte Wagner. Die Psychologie verfüge, neben der Kontakttheorie, über eine Reihe gut überprüfter Modelle, die Prävention und Intervention effektiver machen können. „Wir könnten viel zur Lösung der aktuellen Konflikte beitragen, wenn wir von der Politik gehört würden“, betonte der Sozialpsychologe.
Quelle: www.aerzteblatt.de
November 2023
Klimawandel und Gesundheit: „Unsere Resilienz ist begrenzt“
Der Klimawandel gefährdet nicht nur die somatische, sondern auch die psychische Gesundheit. Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit fordert ein dringendes Gegensteuern. Mit dem Schutz vor zunehmenden Hitzeperioden in der Stadt befasste sich eine weitere Tagung. Die psychische Gesundheit ist durch die Klimakrise massiv gefährdet. Studien zeigen, dass Naturkatastrophen, Hitzewellen oder Luftverschmutzung die Psyche belasten und das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Posttraumatische Belastungsstörungen erhöhen. Darauf wies die Psychotherapeutin Lea Dohm bei einer Online-Veranstaltung zum Thema „Planetary Health – Mentale Gesundheit“ der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) im September hin. Naturkatastrophen, wie die Überflutungen im Ahrtal 2021 oder der Verlust der eigenen Lebensumgebung, erhöhen Dohm zufolge das Risiko von posttraumatischen Belastungsstörungen, Somatisierungsstörungen oder Substanzmissbrauch. Wenn man auch die indirekten Auswirkungen der ökologischen Krisen auf die psychische Gesundheit berücksichtige, dann seien ein allgemein abnehmendes Stabilitäts-, Autonomie- und Kontrollempfinden in der Bevölkerung, Schulausfälle oder die Zunahme politischer Konflikte, Kriege, Flucht und Pandemien zu nennen. Die psychischen Folgen der Klimakrise treffen nach Angaben der Psychotherapeutin zufolge vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche, Frauen, ältere Menschen, sozial Benachteiligte, chronisch Erkrankte, Menschen mit Behinderung, naturnah Lebende sowie Menschen im Globalen Süden besonders.
Hitze wird unterschätzt
„Wir haben jetzt schon Probleme mit den Behandlungskapazitäten. Ich weiß nicht, wie wir die Versorgung der Hilfebedürftigen aufgrund psychischer Belastungen durch den Klimawandel bewältigen sollen, wenn nicht gegengesteuert wird“, betonte Lea Dohm. Der Klimawandel verursacht auch einen Anstieg von Hitze. So führe zum Beispiel Hitzeeinwirkung bereits nach kurzer Zeit zu einer verstärkten Aggressivität und wirke sich negativ auf kognitive Beeinträchtigungen wie demenzielle Erkrankungen aus. Hitze verursacht Dohm zufolge auch Müdigkeit, und führt zu mehr Fehlern im Arbeitsleben. Ab einer Temperatur von 30 Grad Celsius nähmen beispielsweise Arbeitsunfälle um 7,4 Prozent zu. „Die Auswirkungen von Hitze werden systematisch unterschätzt; insbesondere die Risikogruppen wissen das oft nicht“, betonte sie. Mehr Aufklärung sei hier erforderlich.
Die Klimapsychologie beschäftigt sich auch mit dem Thema Resilienz, also mit der Frage, wie man gesund durch die Krisen kommt. „Unsere Resilienz ist begrenzt. Und es gibt keine Resilienz ohne transformatorisches Handeln, also den Schutz des Klimas, für den wir alle etwas tun können“, erklärte Lea Dohm.
Der psychischen Gesundheit förderlich sei es darüber hinaus, „wertekonform“ zu leben, so die Psychotherapeutin. Viele Menschen hätten den Wunsch, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der die eigenen Werte abbildet. „Kognitive Dissonanz am Arbeitsplatz hingegen führt zu Stress und dem Wunsch nach Umorientierung.“ Führungskräften in Unternehmen empfiehlt sie deshalb, jegliches Nachhaltigkeitsengagement von Mitarbeitenden zu fördern. Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel.
Stressreduktion durch Grünes
Mit der Frage, was es in der Arbeitswelt braucht, um die mentalen Ressourcen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu stärken, beschäftigt sich Dr. med. Kristin Köhler, Gründerin von „Verde – Gesundheit in Natur“. Stress lasse sich schon durch den Blick auf Grünes, zum Beispiel auf Grünflächen, begrünte Hinterhöfe, Terrassen oder Pflanzen in Büros reduzieren – im Gegensatz zum Blick auf Beton oder weiße Wände.
„Natur muss im Alltag erfahrbar gemacht werden, auch in der Arbeitswelt“, sagte Köhler. Dazu könnten auch achtsames Essen in der Natur beitragen oder der Gemüseanbau in der Mittagspause. Stress und depressive Stimmung reduziere sich deutlich durch den Naturaufenthalt. Durch die Klimakrise erlebe man einen Verlust an Natur, von Bäumen, Pflanzen und Insekten. Jeder einzelne müsse seinen grünen Handabdruck vergrößern, um den Klimawandel aufzuhalten, forderte die Ärztin und Psychotherapeutin.
Mit der Frage, wie insbesondere ältere Menschen besser vor Hitze in der Stadt geschützt werden können, befasste sich die 7. Bundeskonferenz „Gesund und aktiv älter werden – Hitze in der Stadt“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am 11. Oktober in Berlin. „Mit zunehmenden Temperaturen durch den Klimawandel steigen auch die Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit – gerade bei älteren Menschen“, sagte Dr. Johannes Nießen, neuer Leiter der BZgA und Errichtungsbeauftragter des neuen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM). Er machte deutlich, dass man um die sehr guten Wirkungspotenziale für bereits kleine Präventions- und Anpassungsmaßnahmen an heißen Tagen wisse. Gleichzeitig sei es wichtig, Städte und Quartiere nachhaltig zu gestalten, um Gesundheit und Lebensqualität aller Generationen zu verbessern. Studien belegen Nießen zufolge, dass Hitze ein eigenständiges Gesundheitsrisiko für ältere Menschen ist. Extreme Hitze bedeute Lebensgefahr für ältere Menschen: Der größte Anteil hitzebedingter Sterbefälle entfällt nach einer Studie des Robert Koch-Instituts auf die Altersgruppen ab 75 Jahren: Bei den 75- bis 84-jährigen Menschen werden die Todesfälle aufgrund von Hitze zwischen April und September 2023 auf 880 Menschen geschätzt. 1 900 Hitzetote gab es in der Altersgruppe der über 85-Jährigen.
„Effektiver Hitzeschutz wird in Zukunft immer wichtiger werden. Die Temperaturen steigen von Jahr zu Jahr. Wir haben gerade den heißesten September seit 1881 erlebt“, sagte Dr. Antje Draheim, Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Sie verwies auf den „Hitzeschutzplan für Gesundheit“, den das BMG Ende Juli vorgelegt hat. „Wir werden vernehmbar vor Hitze warnen, ein übersichtliches Informationsangebot schaffen und geeignete Maßnahmen ergreifen“, sagte Draheim. Auch wies sie auf die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gestartete Plakatkampagne zum Hitzeschutz in Hausarztpraxen hin: „Mehr als 10 000 Plakate hängen schon, die über Hitzeschutz informieren“, sagte die Staatssekretärin.
„Der globale Klimawandel führt ganzjährig zu immer höheren Temperaturen, die noch zunehmen werden, wenn wir nicht gegensteuern“, sagte Prof. Dr. Katharina Heinke Schlünzen vom Meteorologischen Institut der Universität Hamburg. In den Städten seien die Lufttemperaturen tagsüber ähnlich hoch wie im Umland, würden aber vor allem im Sommer oft als höher wahrgenommen. Nachts sind sie der Meteorologin zufolge indes bis zu drei Grad Celsius höher als im Umland, infolge von Versiegelungen und kompakten Baumaterialien, die die Wärme des Tages speicherten. Auch Gebäude als Hindernisse verminderten Verdunstung und Windgeschwindigkeit. Mit Anzahl der Nächte mit tropischen Temperaturen über 20 Grad und Tagestemperaturen von mehr als 30 Grad steige aber auch die Wahrscheinlichkeit für Schlafstörungen deutlich. „Nachts muss es runterkühlen, sonst wird es sehr anstrengend für den Körper“, sagte Heinke Schlünzen.
Um die Hitze in der sommerlichen Stadt zu reduzieren, empfahl die Meteorologin eine Reihe von Maßnahmen: Bäume an Straßen, die möglichst in unterschiedlicher Höhe wachsen sollten. Beim Bauen sollte Beton durch Holz oder auch durch recycelte Altbaumaterialien ersetzt werden. Reflektierende Materialen wie Glas oder Metall sollten beim Bauen vermieden werden. Die Anzahl der Stockwerke sollte reduziert und Gebäude nicht alle auf gleicher Höhe errichtet werden. Generell brauchten Städte zudem mehr Radwege, um die Reduktion von Treibhausgasen zu reduzieren.
Komplexe Wirkzusammenhänge
„Die Klimakrise ist mit unmittelbaren Folgen für die Gesundheit verbunden und deshalb ein zentrales Thema von Public Health“, erklärte Prof. Dr. Susanne Moebus, Institut für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen. Nicht nur die direkten Gesundheitsfolgen von Hitzewellen seien relevant, sondern insbesondere in den Städten gebe es komplexe Wirkzusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Ökologie, Ökonomie und Gesundheit.
Public Health müsse diese Wechselwirkungen stärker im Blick haben. Ebenso müssten etwa Städteplaner die Auswirkungen ihrer Arbeit auf die Gesundheit berücksichtigen. „Die Gestaltung unserer Städte zu nachhaltigen und gesunden Orten ist ein zentraler Lösungsansatz“, sagte Moebus.
Quelle: www.aerzteblatt.de
Klimawandel und Gesundheit: „Unsere Resilienz ist begrenzt“
Der Klimawandel gefährdet nicht nur die somatische, sondern auch die psychische Gesundheit. Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit fordert ein dringendes Gegensteuern. Mit dem Schutz vor zunehmenden Hitzeperioden in der Stadt befasste sich eine weitere Tagung. Die psychische Gesundheit ist durch die Klimakrise massiv gefährdet. Studien zeigen, dass Naturkatastrophen, Hitzewellen oder Luftverschmutzung die Psyche belasten und das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Posttraumatische Belastungsstörungen erhöhen. Darauf wies die Psychotherapeutin Lea Dohm bei einer Online-Veranstaltung zum Thema „Planetary Health – Mentale Gesundheit“ der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) im September hin. Naturkatastrophen, wie die Überflutungen im Ahrtal 2021 oder der Verlust der eigenen Lebensumgebung, erhöhen Dohm zufolge das Risiko von posttraumatischen Belastungsstörungen, Somatisierungsstörungen oder Substanzmissbrauch. Wenn man auch die indirekten Auswirkungen der ökologischen Krisen auf die psychische Gesundheit berücksichtige, dann seien ein allgemein abnehmendes Stabilitäts-, Autonomie- und Kontrollempfinden in der Bevölkerung, Schulausfälle oder die Zunahme politischer Konflikte, Kriege, Flucht und Pandemien zu nennen. Die psychischen Folgen der Klimakrise treffen nach Angaben der Psychotherapeutin zufolge vulnerable Gruppen wie Kinder und Jugendliche, Frauen, ältere Menschen, sozial Benachteiligte, chronisch Erkrankte, Menschen mit Behinderung, naturnah Lebende sowie Menschen im Globalen Süden besonders.
Hitze wird unterschätzt
„Wir haben jetzt schon Probleme mit den Behandlungskapazitäten. Ich weiß nicht, wie wir die Versorgung der Hilfebedürftigen aufgrund psychischer Belastungen durch den Klimawandel bewältigen sollen, wenn nicht gegengesteuert wird“, betonte Lea Dohm. Der Klimawandel verursacht auch einen Anstieg von Hitze. So führe zum Beispiel Hitzeeinwirkung bereits nach kurzer Zeit zu einer verstärkten Aggressivität und wirke sich negativ auf kognitive Beeinträchtigungen wie demenzielle Erkrankungen aus. Hitze verursacht Dohm zufolge auch Müdigkeit, und führt zu mehr Fehlern im Arbeitsleben. Ab einer Temperatur von 30 Grad Celsius nähmen beispielsweise Arbeitsunfälle um 7,4 Prozent zu. „Die Auswirkungen von Hitze werden systematisch unterschätzt; insbesondere die Risikogruppen wissen das oft nicht“, betonte sie. Mehr Aufklärung sei hier erforderlich.
Die Klimapsychologie beschäftigt sich auch mit dem Thema Resilienz, also mit der Frage, wie man gesund durch die Krisen kommt. „Unsere Resilienz ist begrenzt. Und es gibt keine Resilienz ohne transformatorisches Handeln, also den Schutz des Klimas, für den wir alle etwas tun können“, erklärte Lea Dohm.
Der psychischen Gesundheit förderlich sei es darüber hinaus, „wertekonform“ zu leben, so die Psychotherapeutin. Viele Menschen hätten den Wunsch, für einen Arbeitgeber zu arbeiten, der die eigenen Werte abbildet. „Kognitive Dissonanz am Arbeitsplatz hingegen führt zu Stress und dem Wunsch nach Umorientierung.“ Führungskräften in Unternehmen empfiehlt sie deshalb, jegliches Nachhaltigkeitsengagement von Mitarbeitenden zu fördern. Auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel.
Stressreduktion durch Grünes
Mit der Frage, was es in der Arbeitswelt braucht, um die mentalen Ressourcen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern zu stärken, beschäftigt sich Dr. med. Kristin Köhler, Gründerin von „Verde – Gesundheit in Natur“. Stress lasse sich schon durch den Blick auf Grünes, zum Beispiel auf Grünflächen, begrünte Hinterhöfe, Terrassen oder Pflanzen in Büros reduzieren – im Gegensatz zum Blick auf Beton oder weiße Wände.
„Natur muss im Alltag erfahrbar gemacht werden, auch in der Arbeitswelt“, sagte Köhler. Dazu könnten auch achtsames Essen in der Natur beitragen oder der Gemüseanbau in der Mittagspause. Stress und depressive Stimmung reduziere sich deutlich durch den Naturaufenthalt. Durch die Klimakrise erlebe man einen Verlust an Natur, von Bäumen, Pflanzen und Insekten. Jeder einzelne müsse seinen grünen Handabdruck vergrößern, um den Klimawandel aufzuhalten, forderte die Ärztin und Psychotherapeutin.
Mit der Frage, wie insbesondere ältere Menschen besser vor Hitze in der Stadt geschützt werden können, befasste sich die 7. Bundeskonferenz „Gesund und aktiv älter werden – Hitze in der Stadt“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) am 11. Oktober in Berlin. „Mit zunehmenden Temperaturen durch den Klimawandel steigen auch die Auswirkungen von Hitze auf die Gesundheit – gerade bei älteren Menschen“, sagte Dr. Johannes Nießen, neuer Leiter der BZgA und Errichtungsbeauftragter des neuen Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM). Er machte deutlich, dass man um die sehr guten Wirkungspotenziale für bereits kleine Präventions- und Anpassungsmaßnahmen an heißen Tagen wisse. Gleichzeitig sei es wichtig, Städte und Quartiere nachhaltig zu gestalten, um Gesundheit und Lebensqualität aller Generationen zu verbessern. Studien belegen Nießen zufolge, dass Hitze ein eigenständiges Gesundheitsrisiko für ältere Menschen ist. Extreme Hitze bedeute Lebensgefahr für ältere Menschen: Der größte Anteil hitzebedingter Sterbefälle entfällt nach einer Studie des Robert Koch-Instituts auf die Altersgruppen ab 75 Jahren: Bei den 75- bis 84-jährigen Menschen werden die Todesfälle aufgrund von Hitze zwischen April und September 2023 auf 880 Menschen geschätzt. 1 900 Hitzetote gab es in der Altersgruppe der über 85-Jährigen.
„Effektiver Hitzeschutz wird in Zukunft immer wichtiger werden. Die Temperaturen steigen von Jahr zu Jahr. Wir haben gerade den heißesten September seit 1881 erlebt“, sagte Dr. Antje Draheim, Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium (BMG). Sie verwies auf den „Hitzeschutzplan für Gesundheit“, den das BMG Ende Juli vorgelegt hat. „Wir werden vernehmbar vor Hitze warnen, ein übersichtliches Informationsangebot schaffen und geeignete Maßnahmen ergreifen“, sagte Draheim. Auch wies sie auf die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach gestartete Plakatkampagne zum Hitzeschutz in Hausarztpraxen hin: „Mehr als 10 000 Plakate hängen schon, die über Hitzeschutz informieren“, sagte die Staatssekretärin.
„Der globale Klimawandel führt ganzjährig zu immer höheren Temperaturen, die noch zunehmen werden, wenn wir nicht gegensteuern“, sagte Prof. Dr. Katharina Heinke Schlünzen vom Meteorologischen Institut der Universität Hamburg. In den Städten seien die Lufttemperaturen tagsüber ähnlich hoch wie im Umland, würden aber vor allem im Sommer oft als höher wahrgenommen. Nachts sind sie der Meteorologin zufolge indes bis zu drei Grad Celsius höher als im Umland, infolge von Versiegelungen und kompakten Baumaterialien, die die Wärme des Tages speicherten. Auch Gebäude als Hindernisse verminderten Verdunstung und Windgeschwindigkeit. Mit Anzahl der Nächte mit tropischen Temperaturen über 20 Grad und Tagestemperaturen von mehr als 30 Grad steige aber auch die Wahrscheinlichkeit für Schlafstörungen deutlich. „Nachts muss es runterkühlen, sonst wird es sehr anstrengend für den Körper“, sagte Heinke Schlünzen.
Um die Hitze in der sommerlichen Stadt zu reduzieren, empfahl die Meteorologin eine Reihe von Maßnahmen: Bäume an Straßen, die möglichst in unterschiedlicher Höhe wachsen sollten. Beim Bauen sollte Beton durch Holz oder auch durch recycelte Altbaumaterialien ersetzt werden. Reflektierende Materialen wie Glas oder Metall sollten beim Bauen vermieden werden. Die Anzahl der Stockwerke sollte reduziert und Gebäude nicht alle auf gleicher Höhe errichtet werden. Generell brauchten Städte zudem mehr Radwege, um die Reduktion von Treibhausgasen zu reduzieren.
Komplexe Wirkzusammenhänge
„Die Klimakrise ist mit unmittelbaren Folgen für die Gesundheit verbunden und deshalb ein zentrales Thema von Public Health“, erklärte Prof. Dr. Susanne Moebus, Institut für Urban Public Health am Universitätsklinikum Essen. Nicht nur die direkten Gesundheitsfolgen von Hitzewellen seien relevant, sondern insbesondere in den Städten gebe es komplexe Wirkzusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Ökologie, Ökonomie und Gesundheit.
Public Health müsse diese Wechselwirkungen stärker im Blick haben. Ebenso müssten etwa Städteplaner die Auswirkungen ihrer Arbeit auf die Gesundheit berücksichtigen. „Die Gestaltung unserer Städte zu nachhaltigen und gesunden Orten ist ein zentraler Lösungsansatz“, sagte Moebus.
Quelle: www.aerzteblatt.de
November 2023
Ambulante Psychotherapie: Das Warten geht weiter
Der aktuelle Fehlzeitenreport der AOK zeigt die Dramatik erneut: Die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen haben von 2012 bis 2022 um 48 Prozent zugenommen. Alle anderen Erkrankungen haben demnach in diesem Zeitraum „nur“ einen Anstieg von 35 Prozent zu verzeichnen. Dass psychische Erkrankungen an der traurigen Spitze stehen, hat auch mit der Länge der Fehlzeiten zu tun: 30 Tage im Durchschnitt im Vergleich zu sieben Tagen zum Beispiel bei Atemwegserkrankungen. Die Gründe für die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen vor allem seit dem Jahr 2020, dem Beginn der Coronapandemie, kennen alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten: die Belastungen durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, vor allem für Kinder und Jugendliche; der anschließende Krieg in der Ukraine, die Inflation und die damit verbundenen Existenzängste vieler Menschen. Und jetzt auch noch der Nahostkonflikt. Starke Veränderungen und Ungewissheiten gehen immer mit Ängsten einher. Eine repräsentative Befragung der AOK bei Erwerbstätigen zeigte, dass die Menschen sich immer noch stärker belastet fühlen als vor der Pandemie. Bei den Diagnosen der psychisch kranken Erwerbstätigen stehen Anpassungsstörungen, depressive Störungen und Angststörungen an der Spitze.Viele psychisch kranke Menschen, die einen Therapieplatz suchen, treffen auf niedergelassene Psychotherapeuten, die an ihrer Belastungsgrenze sind. Das seit Jahren bekannte Versorgungsproblem ist nur noch größer geworden, weil nie entschieden gegensteuert wurde. Die Strukturreform der ambulanten Psychotherapie von 2017 war zuletzt eine Maßnahme, mit der auch die Wartezeiten reduziert werden sollten. Dass dies nicht gelungen ist, zeigen zwei Versorgungsforschungsprojekte, die die Strukturreform evaluiert haben (Seite 487). Die Wartezeiten auf den Behandlungsbeginn einer Richtlinienpsychotherapie haben sich nach der Reform sogar verlängert. Gleich lang warten Hilfesuchende auf ein Erstgespräch beim Therapeuten. Immerhin ermöglicht das mit der Reform eingeführte Erstgespräch einen niedrigschwelligeren Zugang zur Versorgung, bestätigen befragte Therapeuten. Doch ihre Kapazitäten, dann auch einen Therapieplatz anzubieten, sind erschöpft.
Konsequenterweise müssten die Kapazitäten erhöht werden, also mehr Psychotherapeuten zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassen werden. Die Bundesregierung sollte deshalb endlich den Koalitionsvertrag von 2021 umsetzen, indem sie angekündigt hat, die Bedarfsplanung reformieren zu wollen, um Wartezeiten zu reduzieren. Um dieses Ziel umzusetzen, hält es die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) für notwendig, die Verhältniszahlen für die Arztgruppe der Psychotherapeuten um mindestens 20 Prozent abzusenken. Dadurch würden rund 1 600 zusätzliche Kassensitze insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen entstehen. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sollten der BPtK zufolge in einer eigenen Arztgruppe geplant werden, damit Heranwachsende keine langen Wege zur Therapie haben. All dies ist hinlänglich bekannt und oft gefordert worden. Erkennbare Fortschritte sind indes nicht wahrzunehmen. Man wartet weiter.
Quelle: www.aerzteblatt.de
Ambulante Psychotherapie: Das Warten geht weiter
Der aktuelle Fehlzeitenreport der AOK zeigt die Dramatik erneut: Die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen haben von 2012 bis 2022 um 48 Prozent zugenommen. Alle anderen Erkrankungen haben demnach in diesem Zeitraum „nur“ einen Anstieg von 35 Prozent zu verzeichnen. Dass psychische Erkrankungen an der traurigen Spitze stehen, hat auch mit der Länge der Fehlzeiten zu tun: 30 Tage im Durchschnitt im Vergleich zu sieben Tagen zum Beispiel bei Atemwegserkrankungen. Die Gründe für die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen vor allem seit dem Jahr 2020, dem Beginn der Coronapandemie, kennen alle Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten: die Belastungen durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, vor allem für Kinder und Jugendliche; der anschließende Krieg in der Ukraine, die Inflation und die damit verbundenen Existenzängste vieler Menschen. Und jetzt auch noch der Nahostkonflikt. Starke Veränderungen und Ungewissheiten gehen immer mit Ängsten einher. Eine repräsentative Befragung der AOK bei Erwerbstätigen zeigte, dass die Menschen sich immer noch stärker belastet fühlen als vor der Pandemie. Bei den Diagnosen der psychisch kranken Erwerbstätigen stehen Anpassungsstörungen, depressive Störungen und Angststörungen an der Spitze.Viele psychisch kranke Menschen, die einen Therapieplatz suchen, treffen auf niedergelassene Psychotherapeuten, die an ihrer Belastungsgrenze sind. Das seit Jahren bekannte Versorgungsproblem ist nur noch größer geworden, weil nie entschieden gegensteuert wurde. Die Strukturreform der ambulanten Psychotherapie von 2017 war zuletzt eine Maßnahme, mit der auch die Wartezeiten reduziert werden sollten. Dass dies nicht gelungen ist, zeigen zwei Versorgungsforschungsprojekte, die die Strukturreform evaluiert haben (Seite 487). Die Wartezeiten auf den Behandlungsbeginn einer Richtlinienpsychotherapie haben sich nach der Reform sogar verlängert. Gleich lang warten Hilfesuchende auf ein Erstgespräch beim Therapeuten. Immerhin ermöglicht das mit der Reform eingeführte Erstgespräch einen niedrigschwelligeren Zugang zur Versorgung, bestätigen befragte Therapeuten. Doch ihre Kapazitäten, dann auch einen Therapieplatz anzubieten, sind erschöpft.
Konsequenterweise müssten die Kapazitäten erhöht werden, also mehr Psychotherapeuten zur vertragsärztlichen Versorgung zugelassen werden. Die Bundesregierung sollte deshalb endlich den Koalitionsvertrag von 2021 umsetzen, indem sie angekündigt hat, die Bedarfsplanung reformieren zu wollen, um Wartezeiten zu reduzieren. Um dieses Ziel umzusetzen, hält es die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) für notwendig, die Verhältniszahlen für die Arztgruppe der Psychotherapeuten um mindestens 20 Prozent abzusenken. Dadurch würden rund 1 600 zusätzliche Kassensitze insbesondere in ländlichen und strukturschwachen Regionen entstehen. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten sollten der BPtK zufolge in einer eigenen Arztgruppe geplant werden, damit Heranwachsende keine langen Wege zur Therapie haben. All dies ist hinlänglich bekannt und oft gefordert worden. Erkennbare Fortschritte sind indes nicht wahrzunehmen. Man wartet weiter.
Quelle: www.aerzteblatt.de
Montag, 19. Juni 2023
Wo finde ich Hilfe bei psychischen und familiären Problemen? bke und BPtK veröffentlichen Ratgeber für Familien
Wenn Kinder und Jugendliche psychische Beschwerden haben oder wenn es familiäre Probleme gibt, dann wissen Betroffene häufig nicht, an wen sie sich wenden können, um Hilfe zu bekommen. Mit dem neuen Ratgeber möchte die BPtK gemeinsam mit der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) Eltern, Kinder und Jugendliche darüber informieren, welche Hilfsangebote es bei psychischen und familiären Problemen gibt. Der Ratgeber beantwortet Fragen wie: Wann kann ich mich an eine Beratungsstelle wenden? Was ist der Unterschied zwischen Psychotherapeut*in und Psychiater*in? Wann ist eine Behandlung in einem Krankenhaus notwendig? Was macht eine Schulpsycholog*in? »Der Ratgeber soll Familien helfen, sich in der Vielzahl von Hilfsangeboten bei psychischen und familiären Problemen zu orientieren und eine geeignete Anlaufstelle zu finden“, erklärt Wolfgang Schreck, Mitglied im Vorstand der BPtK.
Quelle: bptk.de/neuigkeiten
Wo finde ich Hilfe bei psychischen und familiären Problemen? bke und BPtK veröffentlichen Ratgeber für Familien
Wenn Kinder und Jugendliche psychische Beschwerden haben oder wenn es familiäre Probleme gibt, dann wissen Betroffene häufig nicht, an wen sie sich wenden können, um Hilfe zu bekommen. Mit dem neuen Ratgeber möchte die BPtK gemeinsam mit der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) Eltern, Kinder und Jugendliche darüber informieren, welche Hilfsangebote es bei psychischen und familiären Problemen gibt. Der Ratgeber beantwortet Fragen wie: Wann kann ich mich an eine Beratungsstelle wenden? Was ist der Unterschied zwischen Psychotherapeut*in und Psychiater*in? Wann ist eine Behandlung in einem Krankenhaus notwendig? Was macht eine Schulpsycholog*in? »Der Ratgeber soll Familien helfen, sich in der Vielzahl von Hilfsangeboten bei psychischen und familiären Problemen zu orientieren und eine geeignete Anlaufstelle zu finden“, erklärt Wolfgang Schreck, Mitglied im Vorstand der BPtK.
Quelle: bptk.de/neuigkeiten
Dienstag, 6. Juni 2023
BPtK teilt Sorge um „Mental Health Pandemie“DAK - Kinder- und Jugendreport zeigt Zunahme stationärer Behandlungen
(BPtK)Als besorgniserregend bezeichnet die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreports 2023, demzufolge die Zahl der jugendlichen Mädchen, die im vergangenen Jahr wegen einer psychischen Erkrankung stationär behandelt werden mussten, im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich angestiegen ist: bei Angststörungen um ein Drittel, bei Essstörungen um über die Hälfte und bei Depressionen um gut ein Viertel.
„Die zunehmende Zahl stationär behandlungsbedürftiger psychischer Erkrankungen bei Teenagerinnen ist alarmierend“, so Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).
Mediziner*innen zeigen sich angesichts der aktuellen Analysen beunruhigt. „Wir befinden uns mitten in einer Mental-Health-Pandemie, deren Auswirkungen erst nach und nach sichtbar werden“, urteilte Prof. Dr. med. Christoph U. Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité, in einer ersten Bewertung der DAK-Sonderanalyse.
Die Pandemie hat offenbar nachhaltig negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit junger Menschen. Der Report zeigt ebenfalls auf, dass der gestiegene Bedarf an stationärer Behandlung zusammenfällt mit einer durch die Corona-Pandemie verringerten Behandlungskapazität im stationären Sektor.
Die Zunahme stationärer Behandlungen bei jugendlichen Mädchen ist jedoch nur die Spitze des Eisberges. Das Problem der fehlenden Versorgung psychischer Erkrankungen in Deutschland ist viel tiefgreifender, denn während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach ambulanter Versorgung in Praxen von Kinder -und Jugendlichenpsychotherapeut*innen um 60 Prozent gestiegen. Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Behandlung sind bei Kindern und Jugendlichen mitunter aber besonders lang.
„In der Praxis erleben wir, dass immer mehr Kinder auch mit schweren Erkrankungen zeitnah keinen Platz in der stationären Versorgung finden. Um nicht immer tiefer in einen Teufelskreis zu geraten, brauchen wir mehr Präventionsangebote in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen, aber jetzt vor allem auch eine frühzeitige Behandlung der bereits psychisch erkrankten Kinder“, fordert BPtK-Vorstandsmitglied Cornelia Metge, selbst niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. „Nur so lassen sich Chronifizierungen von psychischen Erkrankungen vermeiden und Krankenhauseinweisungen aufgrund krisenhafter Zuspitzungen verhindern.“
Die BPtK fordert daher, den Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition endlich umzusetzen und die psychotherapeutische Bedarfsplanung zu reformieren, indem die Verhältniszahlen um mindestens 20 Prozent abgesenkt werden. Damit würden rund 1.600 zusätzliche Psychotherapeutensitze in ländlichen und strukturschwachen Regionen entstehen. Für die Sicherstellung einer zeit- und wohnortnahen Versorgung von Kindern und Jugendlichen sollte zudem die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in einer eigenen „Arztgruppe“ beplant werden.
Quelle: www.lpk-bw.de
BPtK teilt Sorge um „Mental Health Pandemie“DAK - Kinder- und Jugendreport zeigt Zunahme stationärer Behandlungen
(BPtK)Als besorgniserregend bezeichnet die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreports 2023, demzufolge die Zahl der jugendlichen Mädchen, die im vergangenen Jahr wegen einer psychischen Erkrankung stationär behandelt werden mussten, im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 deutlich angestiegen ist: bei Angststörungen um ein Drittel, bei Essstörungen um über die Hälfte und bei Depressionen um gut ein Viertel.
„Die zunehmende Zahl stationär behandlungsbedürftiger psychischer Erkrankungen bei Teenagerinnen ist alarmierend“, so Dr. Andrea Benecke, Präsidentin der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK).
Mediziner*innen zeigen sich angesichts der aktuellen Analysen beunruhigt. „Wir befinden uns mitten in einer Mental-Health-Pandemie, deren Auswirkungen erst nach und nach sichtbar werden“, urteilte Prof. Dr. med. Christoph U. Correll, Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters an der Berliner Charité, in einer ersten Bewertung der DAK-Sonderanalyse.
Die Pandemie hat offenbar nachhaltig negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit junger Menschen. Der Report zeigt ebenfalls auf, dass der gestiegene Bedarf an stationärer Behandlung zusammenfällt mit einer durch die Corona-Pandemie verringerten Behandlungskapazität im stationären Sektor.
Die Zunahme stationärer Behandlungen bei jugendlichen Mädchen ist jedoch nur die Spitze des Eisberges. Das Problem der fehlenden Versorgung psychischer Erkrankungen in Deutschland ist viel tiefgreifender, denn während der Corona-Pandemie ist die Nachfrage nach ambulanter Versorgung in Praxen von Kinder -und Jugendlichenpsychotherapeut*innen um 60 Prozent gestiegen. Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Behandlung sind bei Kindern und Jugendlichen mitunter aber besonders lang.
„In der Praxis erleben wir, dass immer mehr Kinder auch mit schweren Erkrankungen zeitnah keinen Platz in der stationären Versorgung finden. Um nicht immer tiefer in einen Teufelskreis zu geraten, brauchen wir mehr Präventionsangebote in den Lebenswelten der Kinder und Jugendlichen, aber jetzt vor allem auch eine frühzeitige Behandlung der bereits psychisch erkrankten Kinder“, fordert BPtK-Vorstandsmitglied Cornelia Metge, selbst niedergelassene Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin. „Nur so lassen sich Chronifizierungen von psychischen Erkrankungen vermeiden und Krankenhauseinweisungen aufgrund krisenhafter Zuspitzungen verhindern.“
Die BPtK fordert daher, den Koalitionsvertrag der Ampel-Koalition endlich umzusetzen und die psychotherapeutische Bedarfsplanung zu reformieren, indem die Verhältniszahlen um mindestens 20 Prozent abgesenkt werden. Damit würden rund 1.600 zusätzliche Psychotherapeutensitze in ländlichen und strukturschwachen Regionen entstehen. Für die Sicherstellung einer zeit- und wohnortnahen Versorgung von Kindern und Jugendlichen sollte zudem die Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie in einer eigenen „Arztgruppe“ beplant werden.
Quelle: www.lpk-bw.de
Mittwoch, 10. Mai 2023
Digitale Suchtberatung für Betroffene und Angehörige - Plattform www.suchtberatung.digital vermittelt Hilfsangebote und Unterstützung
Probleme mit Alkohol, Cannabis oder Glücksspiel sind für Betroffene und deren Umfeld immer noch schwer einzugestehen. Mit der digitalen Plattform „DigiSucht“ soll es für sie in Baden-Württemberg deshalb in Zukunft einfacher werden, entsprechende Hilfsangebote und Unterstützung zu finden. Seit dem 17.10.2022 kann unter www.suchtberatung.digital unkompliziert digital Kontakt zu entsprechenden Beratungsstellen aufgenommen werden. Auf Wunsch kann in einem weiteren Schritt auch die Beratung komplett digital durchgeführt werden oder bei Bedarf persönlich vor Ort stattfinden.
„Für viele Menschen ist es oft leichter, online nach Hilfsangeboten zu suchen als in eine Beratungsstelle zu gehen“, so Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha. „Deshalb stellen wir die Suchthilfe im Land noch digitaler auf. Mit der Plattform kann sich jede und jeder die Suchtberatungsstelle direkt ins Wohnzimmer holen. Problematisches Suchtverhalten ist leider häufig immer noch ein schambehaftetes Thema. Aus diesem Grund müssen Zugangsbarrieren in das Hilfesystem weiter abgebaut werden.“
An der Entwicklung der Beratungsplattform „DigiSucht“, die auf Bundesebene angestoßen wurde, waren Expertinnen und Experten aus Suchtberatungsstellen, Landesstellen sowie der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) beteiligt. Die Landesstelle für Suchtfragen (LSS) koordiniert für Baden-Württemberg das Vorhaben und wird für die Schulung der Fachkräfte sorgen. Das Beratungsangebot ist mit allen Endgeräten (Smartphone, Tablet, Laptop) direkt über das Internet nutzbar, es braucht keine App und keine extra Software. Mit der DigiSucht-Plattform steht erstmals eine länder- und trägerübergreifende technische Infrastruktur zur Verfügung.
Die Technik und die verschiedenen Angebote auf der Plattform DigiSucht sind leicht und selbsterklärend zu bedienen. „Für Jeden, der digital einkauft oder eine Reise bucht, ist die Nutzung der Beratungsplattform kinderleicht – auch wenn der Anlass ganz und gar kein Kinderspiel ist. Wir hoffen, dass die Menschen das als Erleichterung erleben und so frühzeitiger Hilfe in Anspruch nehmen werden“, erhofft sich Elke Wallenwein, Vorsitzende der LSS, von dem neuen Angebot.
Quelle: www.lpk-bw.de
Digitale Suchtberatung für Betroffene und Angehörige - Plattform www.suchtberatung.digital vermittelt Hilfsangebote und Unterstützung
Probleme mit Alkohol, Cannabis oder Glücksspiel sind für Betroffene und deren Umfeld immer noch schwer einzugestehen. Mit der digitalen Plattform „DigiSucht“ soll es für sie in Baden-Württemberg deshalb in Zukunft einfacher werden, entsprechende Hilfsangebote und Unterstützung zu finden. Seit dem 17.10.2022 kann unter www.suchtberatung.digital unkompliziert digital Kontakt zu entsprechenden Beratungsstellen aufgenommen werden. Auf Wunsch kann in einem weiteren Schritt auch die Beratung komplett digital durchgeführt werden oder bei Bedarf persönlich vor Ort stattfinden.
„Für viele Menschen ist es oft leichter, online nach Hilfsangeboten zu suchen als in eine Beratungsstelle zu gehen“, so Sozial- und Gesundheitsminister Manne Lucha. „Deshalb stellen wir die Suchthilfe im Land noch digitaler auf. Mit der Plattform kann sich jede und jeder die Suchtberatungsstelle direkt ins Wohnzimmer holen. Problematisches Suchtverhalten ist leider häufig immer noch ein schambehaftetes Thema. Aus diesem Grund müssen Zugangsbarrieren in das Hilfesystem weiter abgebaut werden.“
An der Entwicklung der Beratungsplattform „DigiSucht“, die auf Bundesebene angestoßen wurde, waren Expertinnen und Experten aus Suchtberatungsstellen, Landesstellen sowie der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) beteiligt. Die Landesstelle für Suchtfragen (LSS) koordiniert für Baden-Württemberg das Vorhaben und wird für die Schulung der Fachkräfte sorgen. Das Beratungsangebot ist mit allen Endgeräten (Smartphone, Tablet, Laptop) direkt über das Internet nutzbar, es braucht keine App und keine extra Software. Mit der DigiSucht-Plattform steht erstmals eine länder- und trägerübergreifende technische Infrastruktur zur Verfügung.
Die Technik und die verschiedenen Angebote auf der Plattform DigiSucht sind leicht und selbsterklärend zu bedienen. „Für Jeden, der digital einkauft oder eine Reise bucht, ist die Nutzung der Beratungsplattform kinderleicht – auch wenn der Anlass ganz und gar kein Kinderspiel ist. Wir hoffen, dass die Menschen das als Erleichterung erleben und so frühzeitiger Hilfe in Anspruch nehmen werden“, erhofft sich Elke Wallenwein, Vorsitzende der LSS, von dem neuen Angebot.
Quelle: www.lpk-bw.de